Die Künstler
Sabine Arndt • Utha Buchholz • Cholud Kassem • Nicola Falley • das Frankfurter Label Gruenrekorder • Philippa Jasper • Karin Kopka-Musch • Ruppe Koselleck • Florina Leinß • Marie Lukasiewicz • Gertrud Neuhaus • Marius Ohl • Rosemarie Phiel • Stefan Rosendahl • Dirk Welz und Team
Gertrud Neuhaus
Gertrud Neuhaus malt – hier natürlich in grün. Es handelt sich um Landschaften, Acryl auf Papier, spontan und freimütig gemalt mit intuitiver, gestischer Pinselführung. Entstanden sind sie während eines dreimonatigen Aufenthalts im schönen Buchenwald der Huysburg nahe Halberstadt, dessen Luft man einzuatmen meint beim Betrachten der Bilder.
Gertrud Neuhaus denkt aber immer auch installativ. So können die Landschaften auf Tapeten hängen, als wären sie Kunst im Wohnzimmer. Oder die Malerei befindet sich direkt auf vier Meter langen Tapetenbahnen, die frei und fast skulptural von der Decke hängen.
Ein in Brauntönen geometrisch gemusterter Fenstervorhang wird mit grünen Waldfarben größtenteils überdeckt und changiert im Ausstellungsraum zwischen ungegenständlicher Malerei, einem Fensterausblick oder einem Vorhang, hinter dem man ein Fenster vermutet.
An anderer Stelle wird ein ähnlicher aber deutlich größerer Waldvorhang zu einer Kabine aufgehängt. Tritt man in sie hinein, sieht man die hautfarbene Rückseite des bedruckten Stoffes, auf dem sich die grüne Farbe der Vorderseite teilweise durchgedrückt hat. Diese Flecken wurden wiederum – wie mit Make-up- retuschiert. Man befindet sich im Wald auf links und wird so auf sich selbst zurückgeworfen. Ich glaub ich steh im Wald.
Ausstellungen konzipiert Gertrud Neuhaus immer unter Berücksichtigung des jeweiligen Ausstellungsortes.
Philippa Jasper
Philippa Jasper startete mit einem Studium am Liverpool Institute for Performing Arts (LIPA), Großbritannien.
Später schloss sie an der WWU Münster und der Kunstakadmie Münster Studien der Anglistik und der Malerei ab.
Heute lebt und arbeitet sie in Hamburg. Ihr Beitrag zu »grün« wurde in Hamburg bereits in einem Projekt im Gewächshaus gezeigt. Charakteristikum ihrer lasierenden Ölmalerei ist die hauchartige Schichtung, das Zulassen von Unperfektem, das Sichtbarmachen des Malprozesses.
Gruenrekorder
Gruenrekorder ist ein deutsches Label für Field Recording, Soundscapes und Sound Art.
Es wurde im Jahre 2003 von den Klangkünstlern Lasse-Marc Riek und Roland Etzin in Frankfurt am Main gegründet.
Obwohl der Fokus auf Field Recordings und Soundscapes liegt, reicht das Spektrum des Labels von Compilations über Crossover-Projekte bis hin zu Veröffentlichungen aus dem Genre Neue Musik.
Der Hörverlag hat bis heute über 160 Veröffenltichungen internationaler KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen auf diversen Medien wie CD, Buch, Vinyl, Digital und USB-Cards heraus rausgegeben.
Neben dem Vertrieb bildet die fortlaufende Beschäftigung mit den Themen Phonographie, akustische Ökologie und Umweltschutz einen weiteren Schwerpunkt der Labelarbeit.
Die Betreiber agieren als Künstler und Aktivisten in einem internationalen Netzwerk und arbeiten regelmäßig mit Vereinen, Organisationen, Wissenschaftlern, Autoren, Künstlern und Gastkuratoren in verschiedenen Kontexten zusammen.
Hörbeispiele und Veröffentlichungen finden sich unter: Gruenrekorder.de
Marie Lukasiewicz
Nach Ihrem Studium für angewandte Kunst, visuelle Kommunikation und Photographie, entwickelte Marie Lukasiewicz in Kanada, wo sie lebte und arbeitete, ihre künstlerische Empfindsamkeit gegenüber der Landschaft. Diese dokumentiert sie fotografisch über die Jahre hinweg, wobei sie das Eingreifen des Menschen und durch ihn veranlasste Veränderungen interessieren. Der Beitrag zu »grün« lässt sich der Praxis des“artistic research“ zurechnen, wenn auch mit Fallstricken durchwirkt.
Nicola Falley
In Nicola Falleys bildhauerischen Arbeit übernimmt das Stahlrohr die Funktion einer in den Raum gezeichneten Linie.
Als Umrisslinie eines definierten Feldes kann sie eine geschlossene Wandfläche darstellen. Andererseits kann die Linie auch eine definierte Öffnung – und damit das Fehlen einer Fläche markieren. Dem Betrachter ist es somit möglich, sich geistig und physisch gleichzeitig in der Positiv- wie auch in der Negativform des Raumes zu befinden.
Aufgrund der Durchlässigkeit der Konstruktion konzentriert sich der Blick auf die Beschaffenheit des vorgefundenen Ortes. Es ist nur dem Foto geschuldet, dass die Skulptur darauf wie ein aufgeklebtes Abziehbild wirkt und damit wiederum mit der Irrealität von Raum spielt.
Ruppe Kosseleck
BP wirbt für seine Ölprodukte in der Farbe grün. Ruppe Koselleck arbeitet hartnäckig an der feindlichen Übernahme von British Petroleum. Und das seit knapp fünfzehn Jahren. Aus an Stränden gefundenen Teerklumpen werden dazu benutzt Kunstwerke herzustellen, die er verkauft. Damit finanziert er den Erwerb von Aktien des Konzerns. Seine bevorzugte Farbe neben schwarz wie Öl ist dabei BP grün.
Zur Vernissage wird er vor Ort im DEZERNAT#16 sein, um mit seiner Aktion seinem Ziel ein Schritt näher zu kommen.
Cholud Kassem
Chould Kassems Arbeiten entstehen meist in Serien, mit denen sie sich über einen längeren Zeitraum beschäftigt. In ihrem Ausdruck haben sie etwas archaisches, ursprüngliches an sich (z.B. wenn sie eine ganze Serie “Wudus” benennt), was an das Urverständnis von uns Menschen appelliert, als die Natur um uns herum noch als übernatürlich wahr genommen wurde. Immerhin war es uns schon immer ein Bedürfnis durch Rituale, Spiritualität, Religion, oder auch durch “Schutz” eine Sicherheit zu finden. Diese Themen inspirieren ihren Formenschatz, der sich auf unterschiedlichste Art und Weise bahn bricht.
Florina Leinß
Florina Leinß arbeitet malerisch abstrakt. Nur ganz gelegentlich findet Gegenständliches Eingang in ihre Bildwelten. Sie ist sich der Geschichte der Malerei sehr bewußt und lotet im Abstrakten die Möglichkeiten des Mediums trotz und wegen seiner übervollen Historizität aus. Sie deutet an, generiert das Empfinden des Vertrauten, verdeckt und verfremdet jedoch. Sie irritiert und aktiviert den Blick und das Denken des Malenden wie auch des Sehenden.
In raumgreifenden Arbeiten ziehen Form und Farbe schablonenartig scharfe Grenzen, werden abstrakte Formen der Architektur gegenübergestellt. Durch sowohl inhaltliche, als auch formale Bezüge zum Raum entstehen Spannungsverhältnisse, in dem auch der Betrachter seine Rolle einnehmen muss und zum Teil der Arbeit wird.
Für »grün« liefert Florina Leinß den fundamentalen Beitrag.
(Foto: Erwin Schultheiss)
Karin Kopka-Musch
Studium der Romanistik und der Malerei. Meisterschülerin bei Mechtild Frisch, Kunstakademie Münster. Neben der Atelierarbeit als freie Künstlerin wirkte Karin Kopka-Musch in verschiedenen Off-spaces und Ausstellungsinstitutionen kunstvermittelnd und kuratorisch. Als Mitarbeitende der „skulptur.projekte07“ Münster, dem als „Langzeitstudie von Kunst im öffentlichen Raum“ bezeichneten Format, und dem Studienschwerpunkt „Kunst und Öffentlichkeit” verpflichtet, engagiert sie sich für die Bildende Kunst und ihr Wirken innerhalb der Gesellschaft und Öffentlichkeit. Als Malerin geht es ihr um die Rahmenbedingungen der Malerei. Was und wie kann gemalt werden? Vor welchem Hintergrund und mit welcher Perspektive? Bei »grün« nimmt sie die Doppelperspektive der Ausstellungsmacherin und der Ausstellenden ein.
www.karinkopkamusch.com
Stefan Rosendahl
Stefan Rosendahl ist gelernter Bildhauer. Dieser wichtigen Basisausbildung folgten Studien der freien Kunst in Bremen, Marseille und Münster. Er war Meisterschüler bei Katharina Fritsch. Heute lebt und arbeitet er in Münster und Frankreich.
Ihn beschäftigt der menschliche Körper als bildgebendes Medium –
demgegenüber interessiert ihn Architektur als Zeichen für das menschliche Maß.
Daumen hoch! Und jetzt noch in grün und 100fach. Maß noch geheim. Edition für »grün«. Bei der Vernissage und während der Ausstellungslaufzeit zu erstehen.
www.stefanrosendahl.de

Utha Buchholz
Utha Buchholz filzt, zeichnet, malt, schafft bildhauerische Arbeiten aus Ton und Holz.
Still.Leben
Projekt für »grün« (Utha Buchholz / Karin Kopka-Musch)
Ein Zeichenprojekt. Kindergartenkinder, Schulkinder, Menschen im erwerbsfähigen Alter und Senioren zeichnen Stillleben. Im Alltag innehalten. Still werden. Den Fokus auf zu Stillleben arrangierte Objekte – Planzen in unterschiedlichen Stadien ihres Wachstums – richten. Alle Zeichnungen werden anonym gesammlet und sind bei »grün« zu sehen. Sie können dort von den Zeichnenden wieder abgeholt werden. So baut sich auch in der Ausstellung etwas auf und vergeht wieder – existiert in anderer Form weiter.
Das Projekt wird freundlich unterstützt von der Kommission Kunst Dossenheim.
Sabine Arndt
Äußerliches Chaos der Natur. In der Pflanzenwelt und im Element Wasser. Im Innern der Zellen sind jedoch exakte, berechenbare und regelmässige Strukturen. Eine Täuschung. Trügerisch.
Als Symbol für das Leben und das Wachstum trügt es uns ebenso. Natur als Zyklus von Leben, Geburt, Entstehen, Metamorphose, Entwicklung und plötzlich – unvermittelt der Tod. Fröhlicher Lebensspender und gleichwohl gnadenloser Lebensnehmer. Krebsgewächs, Zersetzung, Fäulnis, Schmerz, Vergehen. Lebensbejahende und tödliche Schönheit zugleich.
Rosemarie Phiel
Striche, feine Linien, Punkte und Schriften – das ist die künstlerische Welt von Rosemarie Phiel. Bei genauem Betrachten stehen alle Elemente für sich alleine, berühren sich hier und da. Erst mit dem nötigen Abstand verschmilzt alles zu einer Einheit. Während ihre Leinwandmalereien durch eine konstruierte Ordnung auffallen, deuten die Papierarbeiten von geographischen Abdruck und einer einzigartigen Dynamik. Vereinzelt koloriert, setzen sich vor allem die schnellen Linien, Rundformen und geschnitten Motive ab. Das Leitthema ihrer Arbeiten sind die inneren und äußeren Gegensätze und damit einhergehend die Frage, wie diese in Einklang gebracht werden können. Bis in ihren Alltag hinein beschäftigt sich Rosemarie Phiel mit diesen Kontrasten, die sie schon ihr Leben begleiten.
Sie wurde 1970 in Vietnam geboren und wusste schon von Kindesbeinen an, dass sie einmal Malerin werden möchte, damit sie ihre Welt so darstellen kann, wie sie sie mit ihren Augen sieht. Ende der 80er Jahre kam sie in die damalige DDR, um neben der Kultur auch die deutsche Sprache kennenzulernen. Kurz vor der Wende flüchtete sie in den Westen. Nach einer Ausbildung zur Modedesignerin, schrieb sie sich in Karlsruhe an der staatlichen Akademie für Bildende Künste ein. Seit mehr als 15 Jahren lebt und arbeitet die Künstlerin jetzt schon in Heidelberg.
Bei »grün« zeigt Rosemarie Phiel einen Teil ihrer „Kant in Paris“ Ausstellung.
Marius Ohl
